Eric-Emmanuel Schmitt
Premiere 5. April 2008
mit: Eva-Ingeborg Scholz
Regie: Andreas Seyferth
Ausstattung: Stephan Joachim
Tondesign: Kai Taschner
Lichtdesign: Jo Hübner
Rechte: Theater-Verlag Desch
Oskar ist zehn und hat Leukämie.
Hat überforderte Eltern und frustrierte Ärzte.
Und - Gott sei Dank! – hat er so was wie einen Engel.
Der besucht ihn regelmäßig und ist eine "uralte" Dame in Rosa.
Ex-Catcherin (behauptet sie).
Eine, die ihn nicht anlügt (jedenfalls nicht in Dingen, die zählen),
eine, die nicht kneift, wenn’s knifflig wird,
eine, die ihm mit Phantasie und Humor begegnet,
eine, die ihm zuhört, eine mit brauchbaren Ideen.
Zum Beispiel die hier: 1 Tag = 10 Jahre. Wenn die Zeit sehr knapp wird, muss man besonders kreativ mit ihr umgehen. Heißt: Leben im Zeitraffer. Heißt: Oskar erlebt "das alles" ein bisschen früher: Grad noch zehn, blüht ihm ratzfatz die Pubertät, das große Verliebtsein, das große Betrübtsein, Midlife-Crisis, Alter…
Oskar 10, Rosa 110 (?): Zwei, die sich nichts vormachen; zwei die sich stellen, die sich halten, die sich Mut machen. Zwei, die noch was zu lachen haben wollen, trotzdem.
Auf Anregung der alten Dame hat der kleine Mann einen Schriftverkehr der besonderen Art geführt. Den sie uns an diesem Abend präsentiert.
Vom Doktor der Philosophie und Bestsellerautor Éric-Emmanuel Schmitt ("Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran"):
EIN PLÄDOYER FÜR DIE FREUNDSCHAFT UND DAS LEBEN.
Eva-Ingeborg Scholz
Geboren in Berlin, blutjunger Filmstar aus der Zeit des deutschen Nachkriegsfilms: "Kein Platz für Liebe", "1-2-3 Corona", "Der fröhliche Weinberg", "Des Teufels General", "08/15" – um wenige zu nennen.
Sie spielte am Schillertheater, Schlossparktheater, Kurfürstendammtheater; arbeitete mit Fehling, Barlog, Müthel, de Kowa, Curt Goetz. Ihre Filmpartner waren unter vielen anderen Curd Jürgens, O. E. Hasse, Rudolf Platte, Theo Lingen, Grete Weiser, Paul Hörbiger und Wilfried Seyferth, ihr späterer Ehemann.
Seit 1953 lebt Eva-Ingeborg Scholz in Lochham bei München; 1954 wurde sie festes Ensemblemitglied der Münchner Kammerspiele. Kortner, Schweikart, Hilpert, Käutner waren ihre Regisseure. Nach dem Zusammenbruch des deutschen Films ging ihre Karriere weiter, Fassbinder holte sie vor die Kamera, das Fernsehen entdeckte die Scholz. Als freischaffende Schauspielerin sucht sie sich bis heute ihre Aufgaben aus – im "bunten Fächer" von Theater, Hörspiel, Fernsehen, Synchron, Film, Tournee.
Sie gehört zu der Generation, die mit ihrer Kraft und ihrem Optimismus das Land geprägt hat. Sie ist neugierig geblieben und voller Vitalität, hat die Schrecken des Lebens (und der Kunst) kennen gelernt und blickt gespannt in die Zukunft. Gibt es eine geeignetere "Oma Rosa" für Oskar?
PRESSESTIMMEN
[…] Eva-Ingeborg Scholz, so wach und lebhaft, wie man mit gut 80 nur sein kann, wollte seit zwei Jahren "Oskar und die Dame in Rosa" spielen, ein kluges und anrührendes Stück des elsässischen Autors Eric-Emmanuel Schmitt […] Mit seinem Monolog der Dame in Rosa gelang ihm, heiter und anrührend, eine wunderleichte Hymne an das Leben. […] Eva-Ingeborg Scholz packt ein paar Requisiten aus und lässt sich auf einer Bank nieder. Ihr sportliches Outfit ist hier gewiss nicht Camouflage einer latenten Betschwester. Dass sie ihren Schützling dazu animiert, jeden Tag einen Brief an den lieben Gott zu schreiben, verhilft dem Sterbenden glaubhaft zu Frieden und Erkenntnis. Oskar erlebt in humorigen Episoden ein Leben im Zeitraffer, wie es ihm in Wirklichkeit nicht vergönnt ist. Darin steckt der wahre Kern, dass todkranke Kinder ihren hilflosen Eltern und Ärzten an Mut und Weltwissen oft weit überlegen sind, dass sie, trostbedürftig, zu den eigentlichen Tröstern werden. Scholz macht in der Regie von Andreas Seyferth das Schwere leicht, und man geht lebensfroh von dannen. SZ
Dem Theater "Viel Lärm um Nichts" gelingt mit Eva-Ingeborg Scholz in "Oskar und die Dame in Rosa" eine kleine Sensation. […] In seiner Regiearbeit konzentrierte sich Andreas Seyferth auf das Wesentliche und Ausschlaggebende: die in Wort und Mimik brillierende Schauspielerin Eva-Ingeborg Scholz. Das Premierenpublikum am Samstag dankte mit minutenlangem Applaus und Jubelrufen […] In "Oskar und die Dame in Rosa" verkörpert die 82jährige sowohl den an Leukämie erkrankten zehnjährigen Oskar als auch die Dame in Rosa, eine ehrenamtliche Helferin des Krankenhauses, die Oskar betreut. […] "Von heute an betrachtest du jeden Tag, als wären es zehn Jahre", und Oskar soll Briefe an Gott schreiben, weil er Gottes Nähe dann spüren kann, rät Oma Rosa. Scholz liest die Briefe nicht vor, sondern schlüpft in die Rollen und macht sie lebendig. […] "So, lieber Gott, heute habe ich meine Jugend erlebt. Am Abend war ich Gott sei Dank 20", hört man Oskar nach seinem zweiten Tag erleichtert sagen. Da hat ihm das Küssen mit einem […] Mädchen noch keinen Spaß gemacht. Als Oskar und das Mädchen am nächsten Tag heiraten, hat er bereits Gefallen daran gefunden. […] "Ich habe das Stück vor zwei Jahren das erste Mal gelesen, und es war ein Traum von mir, diese Rolle zu spielen", sagte Eva-Ingeborg Scholz nach der Aufführung. Dann verließ sie die Bühne und sprang vor Freude kurz in die Luft, wie ein zehnjähriges Kind. Münchner Merkur - Würmtal
Oskar ist zehn, hat Leukämie und muss sterben. Mit einem ernsthaften Spiel bringt ihm eine alte Dame bei, seine künftigen Lebensphasen in den zwölf letzten Tagen bewusst zu erleben und im Dialog mit Gott vergnügt an der Lösung der Sinnfrage zu basteln. Eva-Ingeborg Scholz, Star des Nachkriegskinos wie des Münchner Theaters der Kortner-Ära, hat sich den Monolog "Oskar und die Dame in Rosa" von Eric-Emmanuel Schmitt gewünscht, Andreas Seyferth erfüllte den Wunsch im Theater Viel Lärm um Nichts. Die Montage aus den Gedanken des Klinik-Engels und des todkranken Kindes ist ihr auf den mädchenhaft vitalen Leib geschneidert: niemals rührselig, gelegentlich witzig, oft weise und immer kämpferisch. AZ
[…] Regisseur Andreas Seyferth gelang ein Geniestreich mit der Besetzung. Eva-Ingeborg Scholz, […] spielte Oskar und die Dame in Rosa. Die kleine fragile Frau mit großer Bühnenpräsenz verschmolz die Rollen geradezu in sich, war kindlich (nie kindisch) und damenhaft zugleich. Vom hohen Identitätsgrad der Darstellerin mit Text und Geschichte kündeten ihre hellwachen leuchtenden Augen und die Wellen der Begeisterung, die durch ihren zarten Körper wogten. […] Die Wechsel zwischen den beiden gespielten Figuren, zwischen Stimmungen und erzählten raumgreifenden Geschichten war filigrane Arbeit und verlangte Regie und Darstellung höchste Sensibilität ab. In vornehmlich leisen und überaus harmonischen Tönen wurde eine großartige, weil menschliche Geschichte erzählt […] Es ist, wie eingangs erwähnt, eine unspektakuläre Geschichte, die auf ebenso unspektakuläre Weise auf die Bühne […] gebracht wurde. Jedoch, der Zuschauer, der aufgeschlossen genug ist, kann durchaus etwas Spektakuläres erleben. In der heutigen Gesellschaft werden ganz natürliche Dinge mit Vorsatz und auf panische Weise verdrängt: Vergänglichkeit (Siechtum und Krankheit) und Alter. Im Theater viel Lärm um Nichts kann man die Schönheit von Vergänglichkeit und Alter erleben. theaterkritiken.com
Fotos: Hilda Lobinger