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DIE KOMÖDIE DER IRRUNGEN

Shakespeare

Premiere: 28. Dezember 2007



Regie: Andreas Seyferth

mit:

Markus Hennes

Johannes Berg

Serpil Demirel

Yasmin Ott

Achim Grauer

Andreas Seyferth

Margrit Carls

Ausstattung/Licht: Stephan Joachim

Musik: Marcus Tronsberg

Übersetzung/Fassung: Margrit Carls




Irrwitz und Chaos um zwei eineiige Zwillingspaare, ein Herrenpaar, ein Dienerpaar.

Der eine Herr sucht den anderen, der andere weiß nicht, dass es den einen überhaupt gibt. Die Frau des anderen versieht sich und nimmt den einen als Gatten mit heim. Der nimmt es hin, im Gegensatz zum anderen, der vor der nunmehr verschlossenen Tür seines eigenen Hauses Amok läuft. Die Diener brauchen wie üblich ihren ganzen Witz, um sich den Rücken freizuhalten - von Prügeln. Und am Anfang war der Vater: der sucht auch, vor allem sein Ende; und am Ende ist die Mutter, und die löst alles auf. Und zwischendrin ist da noch eine Kette, die immer gerade nicht da ist, wo sie sein soll…

Eine Farce, in der gehäuft von Geld die Rede ist: der größte Teil der handelnden Personen sind Kaufleute und der Ort des Geschehens steht im Ruf von "Lug und Trug und dunklen Machenschaften". Menschen scheinen, was sie nicht sind.

Kein Ort für Fremde. Hier droht Verlust. Hier kommt einem die "Wirklichkeit" abhanden. Wer hier strandet, braucht jede Menge Geld, um seinen Hals zu retten. Wer hier sucht, geht sich verloren. Wer hier auf etwas baut, bricht unversehens ein. Wer ungebunden ist, verstrickt sich. Wer sich im sichren Hafen wähnte, findet sich obdachlos. Für verrückt erklärt. Gefoppt, gejagt, ins Loch gesteckt. Undurchschaubaren Mächten ausgeliefert.

"Geduld!" – kriegt zu hören, wer von allen guten Geistern verlassen ist: Akteure, die verzweifelt den Ausgang suchen aus diesem Comedy-Trip: mit Anfällen von Liebe, mit Panikflucht, mit blinder Wut, die vor Gewalt nicht scheut. Erschüttert in ihrem Selbst-Bild. Bis die Wahnsinnsfalle zuschnappt.


Wer bin Ich?

Der, für den ich mich halte?

Der, für den die Welt mich hält?


Wer doppelt geht, ist nicht mehr einmalig - geschweige denn unverwechselbar…

Nie hat Shakespeare Abgründiges in eine wüstere "Sitcom" gepackt: in einen rasenden Schwank auf brüchigen Brettern, der beinahe tödlich beginnt und jederzeit tödlich enden kann.

Seinem Publikum lässt er einen gewissen Überblick: es darf sich erklären, dass es sich "nur" um Verwechslungen handelt. Dafür kennt er (wie üblich) keine Gnade mit Leuten, die auf Alltagslogik, Möglich- und Wahrscheinlichkeiten pochen…





PRESSESTIMMEN


[...] Shakespeares Erstling (hier streiten die Geister) ist eine geniale Adaption des Plautusstückes "Die Menaechmen" (Die Zwillinge). Ohne auf philosophischen Tiefgang zu verzichten, kann der Zuschauer eine spritzige und explosive Boulevardkomödie erleben [...] Die Inszenierung in der Pasinger Fabrik, der höchstes Lob gezollt werden darf, wurde von Andreas Seyferth besorgt [...] Stephan Joachim, der für Bühne, Kostüme und Licht verantwortlich zeichnete, bereitete Regisseur Seyferth einen artifiziellen Raum, in dem sich das Spiel wie eine schwebende, brausende und bisweilen lyrische Illusion entfaltete. Die frische Bearbeitung von Margrit Carls nahm dem Drama um Tod, Verwechselung und Liebe alle klassizistische Schwere und erlaubte es dem Zuschauer, die zeitlose Geschichte recht heutig zu erleben. Die "Irrungen" [...] sind ein intelligenter Reigen von schier unmöglichen Konstellationen, denen dennoch eine unglaublich zwingende Logik innewohnt. Artifiziell ist das Stück und zugleich so nahe am Menschen. Artifiziell war auch die Inszenierung von Andreas Seyferth, der jeglichen Bezug auf einen Topos, oder eine Zeit vermied. [...] Johannes Berg brillierte als Dromio/Dromio. [...] Irrwitz und Chaos verbreitend, war er doch zumeist das Opfer [...] Serpil Demirel [...] erinnerte in ihrer Spielwut gelegentlich an eine Stange Dynamit, deren Lunte unentwegt brennt. Als Gegenentwurf agierte Yasmin Ott, die eine etwas blaustrümpfige, von innerer Glut erhitzte Schwester gab. Im Zusammenspiel waren beide eine perfekte Ergänzung, die einander in ihrer Komik erhöhten. Und da bereits von Tiefgang die Rede war: Bei allem Spaß, der unbestritten herrschte, wurde eine Frage sehr deutlich. Es war die Frage nach der Individualität des einzelnen Menschen, und, um es zeitgemäß zu artikulieren, was bleibt übrig vom Menschen in einer Zeit, in der Individualismus die letzte Religion zu sein scheint, wenn er sich selbst plötzlich und unerwartet selbst begegnet. Die Antwort sollte sich der verehrte Leser im Theater Viel Lärm um Nichts holen. Ein kurzweiliger und dennoch anspruchsvoller Abend wird garantiert. Wie man sieht, beides muss nicht zwangsläufig im Widerspruch stehen, auch wenn das nicht unbedingt im Trend der Zeit ist. theaterkritiken.com


[...] Das Stück spielt in einem minimalistisch eingerichteten Spiegelkabinett [...] Stimmig Markus Hennes, exaltiert Achim Grauer, sehr präsent Serpil Demirel. [...] präzis durchgearbeitete, fast tänzerisch choreografierte Inszenierung, die der Regisseur mit optischen Effekten wie eingefrorenen Bildern der Grausamkeit in die Groteske treibt. Dass hinter all den possenhaften Elementen die Tragik des Identitätsverlustes steht, scheint immer wieder durch - nicht zuletzt dank der glänzenden sprachkräftigen Übersetzung von Margrit Carls. tz


"Ich bin als Raubkopie geendet", klagt der Diener Dromio, als er kapiert, dass er einen Doppelgänger hat [...] Im Theater Viel Lärm um Nichts inszenierte Andreas Seyferth die kluge, knappe Übersetzung von Margrit Carls als rasantes, abgründiges Lustspiel um Geld und Gewalt.[...] AZ


[...] Zwischen den blinden Spiegeln metallischer Platten irren die Protagonisten durch ein groteskes Verwirrspiel, das Andreas Seyferth souverän und temporeich inszeniert hat. [...] Margrit Carls hat Shakespeares Text in ein wunderbar geschmeidiges, zeitgemäßes Deutsch übertragen. Die Komik richtig auszuspielen, gelingt der Aufführung leider nicht, dafür besticht sie durch ihre Stringenz und das überzeugende Ensemble. Vor allem Johannes Berg glänzt als doppelter Diener Dromio, ein herrlich agiles Stehaufmänneken mit pumucklzausigem Haar. [...] Der Spuk der Täuschungen löst sich phantastisch auf, doch zweifelsfrei auf seine Wahrnehmung verlassen darf sich keiner bei diesem Happy End, bei dem die Frauen selig kleine Zwillingspuppen herzen. SZ


[...] Die Zuschauer konnten sich im Laufe des Stücks mit seinen Irrungen und Wirrungen nicht mehr halten vor Lachen. [...] Münchner Merkur - Würmtal

Fotos: Hilda Lobinger

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