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Das letzte Band

Samuel Beckett

Wiederaufnahme: 24. März 2018

(Premiere 10. Oktober 2001 | Erste Wiederaufnahme 6. Mai 2010)


mit

Andreas Seyferth als Krapp

Regie:

Matthias Grundig

Licht:

Maximilian Reitmayer


Deutsch von Erika und Elmar Tophoven

Rechte: S. Fischer Verlag GmbH

Frankfurt am Main


"Schwelgte im Wort Spule. SPUUULE!

Glücklichster Moment der letzten Fünfhunderttausend."


Eines Abends, spät, in der Zukunft. Ein Mann: Krapp. AUF DER SUCHE: Nach Bananen, die er vor sich selbst versteckt. Inmitten von Schachteln. Und Tonbändern. Auf denen er sein Leben festgehalten hat. Der Ältere auf der Spur des Jüngeren. "Was ist schon ein Jahr, heutzutage? Bitteres Wiederkäuen und steinharter Stuhl." AUF DER SUCHE: Nach DEM Augenblick. "Schachtel drei, Spule fünf. ABSCHIED VON DER LIEBE. Ihre Augen waren nur Schlitze, der grellen Sonne wegen. Ich beugte mich über sie, damit sie im Schatten wären, und sie öffneten sich. Ließen mich ein." "Da lag alles drin, der ganze alte Dreckball, alles Licht und Dunkel, alle Hungersnot und Völlerei derJahrhunderte! Jawohl!"



PRESSESTIMMEN


"Theater total"

"Grandios wie am ersten Tag vor sechzehn Jahren!"

"Für Beckettfans ein unbedingtes Muss."

"So was gibt es nur einmal im Jahrzehnt."


"Ein grandios feinnerviger Zausel"

"bewegendes Bild vom Künstler als alten Mann"

"zeitlose Reflexion über die Unfertigkeit des Lebens"


Besprechung imMünchner Feuilleton


Rezensionen von 2001:

… Die Scheinwerfer strahlen fahl, Andreas Seyferth als Krapp lässt … Kopf und Schultern immer tiefer hängen, kneift Augen und Mund zusammen. Furchen ziehen sich über seine Stirn. In den langen Minuten ihres stummen Prologs lassen Regisseur Matthias Grundig und Lichtgestalter Jo Hübner ein viel längeres, verpfuschtes Leben im Zeitraffer vorüberhuschen … Seyferth zeigt seinen Krapp im intimen Rahmen des Theaters Viel Lärm um Nichts als verschrobenen, aber durchwegs menschlichen Eigenbrötler. Ein großartiges schauspielerisches Portrait, gezeichnet mit Liebe und nicht zuletzt dem unverzichtbaren Gespür für den subtilen Humor in Becketts Stück: Krapp als trauriger Clown. In ihrer unprätentiösen, äußerst aufmerksamen Inszenierung setzen Regisseur und Darsteller die zuweilen plakative Symbolik Becketts angenehm fein und leise auf die Bühne. Und zeigen somit, dass dieses Solo von 1958 mehr als nur existenzialistisches Zeitstück war. Dieser Krapp könnte auch von Houellebecq stammen. Dann würde er seine Einsamkeit im Internet archivieren. SZ


Krapp steht zu Beginn in einer fahl erleuchteten Tür, unsicher wie ein verspäteter Zuschauer, der sich im Eingang geirrt hat. In der Tat ist Krapp ein Zuschauer seines eigenen Lebens, oder besser Zuhörer, denn er versucht, die glücklicheren Tage seiner Existenz in Tonbandaufzeichnungen festzuhalten. Da sitzt nun der alte Mann an seinem Schreibtisch mit Schubladen voller Bananen und hört sich die Bänder an aus Zeiten, als er im Schilf eine Frau berührte und sicher war, eines Tages das Opus magnum, das zentrale literarische Werk, in die Welt zu setzen. Jetzt sind 17 Exemplare verkauft, "davon elf zum Großhandelspreis an öffentliche Leihbüchereien in Übersee". Krapps anschließende Bemerkung "werde bekannt" bellt Andreas Seyferth bitter ins Mikrophon. Hochkonzentriert und die clownesken Elemente nur vage und verschmitzt andeutend verweisen Grundig und Seyferth auf den späteren, minimalistischen Beckett mit seinen fast meditativen Spielen jenseits von Zeit und Raum. AZ




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